Rezension | Leonie Lastella – Das Licht von tausend Sternen


Die Kraft der ersten Liebe



dtv | 384 Seiten | 9783423740579 | 12,95 € | März 2020


Wunderschönes Cover, College-Liebesgeschichte, deutsche Autorin: Ich bin dabei! Doch neben diesen Faktoren hatte mein Interesse an diesem Buch auch einen beruflichen Hintergrund. Meine Kollegin hat den Roman gelesen und meinte „Ist eigentlich wie Laura Kneidl, Mona Kasten und Co., liegt aber in der Jugendbuchabteilung. Kannst du mir das erklären?“ Nun ja, ich will es mal versuchen.

Harper ist in ihrem ersten Studienjahr und dabei sehr fleißig und diszipliniert. Der Grund hierfür liegt in ihrer Familiengeschichte: Ihre Mutter ist alleinerziehend und ihr Bruder Autist. Das heißt für Harper, dass sie sich um ihren Bruder kümmern muss und sich dabei voll und ganz auf das einstellen muss, was er verlangt. Doch als sie dann Ashton begegnet, gerät ihr Weltbild ins Wanken. Es wird immer schwieriger sich Ashton zu entziehen und sich dem Familienfrieden zu beugen. Sie versucht alles, um beide Welten auseinanderzuhalten und dazwischen glücklich zu werden. Doch das Kartenhaus droht einzustürzen…


Manchmal ist das Leben wirklich eine Scheißachterbahnfahrt. Die Höhe, auf der ich mich gerade befinde, ist berauschend, aber mir ist auch klar, dass es nach dem Scheitelpunkt vermutlich bergab gehen wird. Es wird nicht ewig so bleiben. Das zeigt Austins Geschichte. Und meine eigene. – S. 243


Ashtons und Harpers Geschichte scheint erst einmal wie all die anderen. Ich muss zugeben, dass ich am Anfang gehadert habe, ob ich den Roman weiterlesen möchte. Doch als Harpers Familiengeschichte deutlich wurde, war ich interessiert.

Da ich in meinem direkten Umfeld niemanden habe, der Autist ist, kann ich schwer einschätzen, ob das, was die Autorin geschrieben hat, der Realität entspricht, doch nach allem, was ich aus Fernsehserien und Co. kenne, empfinde ich es als durchaus authentisch. Es ist schon krass, wie sehr Harpers Leben durch ihren Bruder beeinträchtig wird. Leonie Lastella schafft es auf sehr eindrückliche Weise, den Konflikt zwischen Geschwisterliebe und notwendigem Egoismus darzustellen. Ich habe Harpers Zwiespalt durch das ganze Buch hindurch gespürt und verstanden. Das Gewicht auf ihren Schultern ist groß und ich finde ihren Umgang mit der Situation bewundernswert, doch es war auch eine Frage der Zeit, dass sie aus diesem Konstrukt ausbricht. Da es sich hier um eine Liebesgeschichte handelt, ist es die erste Liebe, die Harper aus dem Gleichgewicht bringt. Aber es hätte auch ein Traumjob oder ähnliches sein können, denn wie die Autorin ganz richtig festhält, ist eine solche Aufopferung nicht ein Leben lang durchzuhalten. Auch die Konflikte, die sich aus Harpers Veränderungen ergeben, sind nachvollziehbar. Das einzige, was ich doch ziemlich überzogen fand, war, als der kleine Bruder sich auf den Weg gemacht hat, um Harper zu suchen. Das passt für mich nicht zur Charakterisierung und zum Autismus des Jungen, denn die Autorin hat immer wieder betont, wie wenig Kontakt der Junge sucht. Aber gut, für den dramatischen Handlungsbogen nehme ich das mal so hin.

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, weshalb auch Ashtons Lebenssituation genau beleuchtet wird. Seine Schwester ist gestorben und sein Umgang mit der Trauer war eine anderer als der seiner Eltern, was einen Keil zwischen die Familie getrieben hat. Er hat jeglichen Kontakt abgebrochen und sich selbst den Geldhahn abgedreht, weshalb er in zwei Jobs arbeitet, um sein Leben und Studium zu finanzieren. Eigentlich schwebt ihm keine Beziehung vor, aber Harper weckt neue Wünsche in ihm. Auch wenn sie abweisend ist, bleibt er an ihr dran, weil er spürt, dass es sich lohnt. Seine Reaktion auf Harpers Situation finde ich durchaus angemessen, da sie an einem wunden Punkt seiner Vergangenheit und seiner Selbstwahrnehmung anknüpft.

Ich möchte festhalten: Die Fäden, die gesponnen werden, werden toll miteinander verknüpft, ohne fragwürdig zu sein. Der Kitsch ist gedrosselt, die Dramakurve spitzt sich zu, was aber aushaltbar ist (bis auf den einen Punkt, den ich bereits angesprochen habe). Diese Geschichte hat Tiefgang und ist trotzdem eine lockerleichte Romanze. Schade finde ich wie immer, dass eine deutsche Autorin das englischsprachige Ausland wählt, um ihre Geschichte zu verorten, finde aber die Umsetzung ähnlich wie bei Mona Kastens Again-Reihe gelungen. Auf den letzten 50 Seiten hat mich die Geschichte dann noch einmal so richtig vereinnahmt und ich dachte nur „Und jetzt soll es gleich vorbei sein? Wie?“. Da mich das etwas gestresst und auch ein bisschen enttäuscht hat, hätte ich mir das Ende – mit allen Konsequenzen, die sich aus den Entscheidungen bezüglich Ben und Ashtons Eltern ergeben – etwas ausgedehnter gewünscht und dafür einiges am Anfang und in der Mitte gekürzt.

Tja und nun die Frage, warum dieses Buch als Jugendbuch und nicht als New Adult deklariert wurde. Ich kann es euch nicht sagen, da es meiner Meinung nach alle Elemente aufweist, die einen New-Adult-Roman ausmachen. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass der Verlag keine „New Adult“-Sparte in seinem Programm hat und deshalb nur auf die Altersbegrenzung „ab 14“ zurückgreifen kann. Damit wäre dann die Buchhandlung in der Pflicht, dass Buch korrekt zu verorten, doch damit geht einher, dass es die Kategorie „New Adult“ im Laden überhaupt gibt. Diesen Gedanken weiterzuspinnen geht zu weit in die Materie des Buchhandels und seiner teilweisen Trägheit für Neues, deshalb setze ich hier einen Punkt.

Ich denke, wir verbleiben so: Jeder, der gut geschriebene Liebesgeschichten mag, sollte zu diesem Roman greifen. Ich bin auf jeden Fall nicht abgeneigt, mehr von der Autorin lesen zu wollen.


Wie hat dir „Das Licht von tausend Sternen“ gefallen? Lass mir gern einen Kommentar da!


Danke fürs Lesen!
Bis zum nächsten Mal,
L🖤L



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