Düstere Dystopie, die Wellen schlägt


bold Verlag | 9783423230193 | 597 Seiten | 16,99€ | August 2020
Für alle, die es noch nicht wissen: Ich liebe Anne Freytag. Ihren Schreibstil, ihre Wortgewandtheit, ihre Geschichten. Doch ich bin ehrlich: Dieses Buch wollte ich eigentlich auslassen. Thriller sind einfach nicht so meins und der Klappentext hat mich jetzt auch nicht so mega angesprochen. Doch durch die Arbeit ergab es sich, dass ich es lesen „musste“. Etwas skeptisch, aber auch ziemlich neugierig machte ich mich also ans Werk…
Maja stürzt gemeinsam mit ihrer Mutter im Auto von der Brücke und überlebt wie durch ein Wunder. Kurz bevor sie das Bewusstsein verliert, kann ihre Mutter ihr noch sagen, dass sie niemandem trauen soll, da alle mit drinstecken. Maja weiß nicht, was ihre Mutter meint, doch sie will es herausfinden. Bei ihren Nachforschungen trifft sie schnell auf viele Bedrohungen und muss sich mit Efrail, dem Assistenten ihrer Mutter, arrangieren, obwohl sie ihm nicht so recht traut. Es kommt heraus, dass ihre Mutter federführend bei der Erforschung eines Virus war, der die Marin – eine Spezies, die neben den Menschen die Welt bevölkert – krank macht und schließlich tötet. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt: Die Marin wollen das Gegenmittel für das Virus oder die Menschheit auslöschen…

In meinem Kopf läuft kein Film, nur ein paar Fetzen aus meinem Leben. Erinnerungen, die Abschied nehmen. Sie kommen und gehen. Ich denke ein letztes Mal an alles und dann an nichts mehr. Mein Kopf leert sich, wie meine Lungen sich geleert haben. Übrig bleiben nur ihre letzten Worte: Du kannst niemandem trauen, sie stecken alle mit drin. – S. 15
Die Zusammenfassung für dieses Buch ist mir richtig schwer gefallen. Ich wollte nicht zu viel verraten, aber auch nicht so irreführend beschreiben, wie es beim Klappentext der Fall war. Denn dort steht, was zu einem Thriller passt. Aber dieses Buch von Anne Freytag ist kein Thriller. Es ist eine Dystopie mit starker politischer und Science Fiction Ausrichtung. Klar ist es spannend wie ein Thriller, aber das ist noch lange nicht alles! Ich sage euch, das hat mich richtig genervt. Ich war auf „die Marin“ überhaupt nicht vorbereitet und fand das Buch deshalb erstmal irgendwie doof. Ich dachte „was soll denn der Quatsch jetzt?“ und kam mir verarscht vor. Vielleicht ist es auch mein Fehler, so starr in meinen Kategorien zu denken, aber so waren nun mal meine ersten Gefühle. Als ich dieses Thema aber für mich verarbeitet hatte, ließ ich mich auf die Geschichte ein und war wie gebannt.
In ziemlich kurzen Kapiteln erzählt die Autorin ihre Geschichte. Schnelle Perspektiv- und Zeitenwechsel nehmen den Leser ganz schön in die Mangel und verwirren zeitweise auch etwas, aber diese Machart empfand ich auch als äußerst antreibend. „Nur noch ein Kapitel“ war dann irgendwie auch nicht so gut machbar, weil dann wieder irgendwas angesprochen oder aufgedeckt wurde, dass mich einfach zwang, weiterzulesen. Geht ja schnell, wenn das Kapitel nur drei oder vier Seiten hat. Ja, Pustekuchen, da hab ich mich schön selbst auf den Arm genommen und aus „nur noch ein Kapitel“ wurden schnell mal 50 Seiten. Das muss ich der Autorin lassen: Spannend schreiben, sodass man gar nicht mehr aufhören kann, kann sie 😀
Zum Inhalt will ich gar nicht viel mehr sagen, da ich das Gefühl habe, mit jedem Satz mehr einfach zu viel zu verraten, aber es ist auch gar nicht so einfach, diese fein konstruierte und komplexe Geschichte mit wenigen Sätzen nachzuerzählen. Vor allem die vielen Perspektiven machen das nicht einfach, aber genau die sind es auch, die die Geschichte so gut machen. Sie dienen als Stilmittel, um die Problematik als Ganzes und aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln zu betrachten. Man diskutiert mit den Politikern, sympathisiert mit den Marin, hadert mit den Forschern, leidet mit der Hauptfigur. Sehr mitreißend!
„Aus schwarzem Wasser“ ist eine Geschichte, die ich in dieser Art noch nie gelesen habe. Ganz subtil weißt die Autorin hier auf die Probleme hin, die der Klimawandel nach sich zieht und zeigt die Überheblichkeit und Arroganz der Menschen auf. Wie immer verpackt sie ihre Geschichte in ihrem einzigartigen Schreibstil: ausgeklügelt, detailreich und bildmalerisch. Selbst wenn mich der Inhalt stocken ließ, konnte ich mich dem Schreibfluss nicht entziehen. Wer auf düstere Zukunftsvisionen mit Sci-Fi-Thrill-Faktor steht, sollte hier zugreifen und sich auf dieses genreübergreifende Abenteuer einlassen!
Wie hat dir „Aus schwarzem Wasser“ gefallen? Lass mir gern einen Kommentar da!
Danke fürs Lesen!
Bis zum nächsten Mal,
L🖤L